Sabeth Dannenberg GAIA

"Gaia" ©Erich Star

Sabeth Dannenberg GAIA

"Gaia" ©Erich Star

Akteure im Interview

Unterwegs mit: Sabeth Dannenberg

"Mein Körper ist mein Material"

Sabeth Dannenberg ist Performerin. In ihren Stücken verbindet sie die Genres Neuer Zirkus und Physical Theatre. Sie erzählt uns von dem Charme der Menschen im Ruhrgebiet und wie sich dieser auf ihre künstlerische Praxis auswirkt.

Name:

Sabeth Dannenberg

Alter:

30

Geburtsort/Wohnort:

Essen / Bochum-Münster

Beruf:

Artistin, Physical Theatre Performerin/Schauspielerin, Choreografin, künstlerische Leitung

Links:

Wie würdest du dich und deine Arbeit einem Alien beschreiben?

Ich würde keine Worte benutzen, sondern meinen Körperausdruck. Mein Körper ist mein Material und das würde ich versuchen zu vermitteln. Vermutlich würde ich meinen Chinese Pole mitnehmen und das Alien einen der Zurrgurte halten lassen, während ich hinaufklettere und versuche über Bewegungen meine Kunst zu verkörpern. Das ist das effektivste Mittel: Menschen in eine Aufführung einzuladen, dann wird erlebbar, was sonst schwierig mit Sprache zu erklären ist. Meine Art Geschichten zu erzählen oder Fragen zu stellen.

Was ist dein Antrieb Kunst zu schaffen?

Meine Stücke entstehen aus einem persönlichen Thema, was mich sehr beschäftigt und mit dem ich dann in der künstlerischen Auseinandersetzung immer eine politische Dimension verbinde. Als Künstlerin des Neuen Zirkus und des Physical Theatre ist meine Kunstform analog und lebt vom Live-Moment. Das ist mir ein großes Anliegen: Menschen zu berühren, einen gemeinsamen Erlebnisraum und Begegnungsmoment zu schaffen, etwas Positives und Verbindendes in die Welt zu setzen. Künstlerische Prozesse sind für mich außerdem gelebte Demokratie: ein Team aus spannenden Individuen und Multitalenten bringt gemeinsam etwas Noch-nicht-Dagewesenes zustande. Das passiert im besten Fall höchst friedlich und tolerant. Der Moment, wenn du die Atmosphäre und Stimmung des neuen Stückes zum ersten Mal greifen kannst, ist Wahnsinn!

Was liebst du generell im Ruhrgebiet am meisten?

Die Menschen. Die Vielfalt. Dass hier so viele verschiedene Szenen existieren und dass hier Menschen einfach Ideen haben und die dann mit Mut umsetzen. Und die alltäglichen Begegnungen. Dass du in der Bahn sitzen kannst, dir jemand sein halbes Leben erzählt und dann wieder aussteigt und du die Person nie wieder siehst. So was. Das ist einfach inspirierend.

Drei Plätze im Ruhrgebiet, die du Besucher*innen auf jeden Fall zeigst:

Die Aussicht auf der Halde Hoheward, das Training im Open Space Bochum, die vielen spannenden Orte mit besonderem Flair wie die Flottmannhallen Herne, Zeche Zollverein und und und... Die Menschen wiederum!

Was macht die Kunst- und Kulturszene hier so besonders?

Ich habe das Gefühl es gibt auf eine Art einfach Freiraum. Gar nicht räumlich gesehen, da gibt es brutale Knappheit was Proberäume und Aufführungsorte anbelangt. Aber es gibt viele kreative kleine Nischen, die als eigener Kosmos unglaublich viel Kunst und Kultur schaffen, die authentisch sind und mit viel Herzblut für eine künstlerische Vision arbeiten, sich in die Nachbarschaft einbinden und so fort.

An welchen Orten fühlt man hier die Metropole der Künste?

Spontan würde ich sagen in den Köpfen der Menschen und in der Interaktion. Zum Beispiel in den Gesprächen über Zukunftsvisionen für die Region mit dem Bündnis Neuer Zirkus Ruhr, welches ich mit weiteren wichtigen lokalen Playern (u.a. Ruhrfestspiele, Flottmannhallen) mitbegründet habe. Im Open Space beim Training mit den verschiedensten Bewegungskünstler*innen, wenn mensch sich gegenseitig einen Move beibringt, um dann über das beste Training zu fachsimpeln. Immer da, wo sich die Disziplinen überschneiden: Bei einem Miniformat-Konzert, bei dem ich mich in die musikalische Atmosphäre eines eingespielten Musikertrios reinlegen kann und am Chinese Pole improvisiere. Beim Schlendern durch Bochum während des Bo-Biennale-Festivals!

Wo/Wann hattest du dein schönstes Kulturerlebnis?

Eines der schönsten Erlebnisse war bei einem meiner Auftritte in den Flottmannhallen, als eine Frau im Publikum sich am Ende des Stückes noch vor dem Applaus in einem interaktiven Moment für das Stück bedankte. Das war sehr berührend!

Wo gehst du gerne essen & trinken?

Am liebsten gehe ich ins Tante Yurgans. Dort gibt es leckeren Kaffee, super Atmosphäre, den besten Käsekuchen und Zeit und Raum um stundenlang zu Lesen oder Pläne zu schmieden. Für Events kann ich die „Wohnküche“ unbedingt empfehlen, ein superleckerer und sympathischer Foodtruck aus Bochum. Das „Gründer“ von Fiege ist mein absolutes Lieblingsbier!

Die besten Partys gibt es auf den Veranstaltungen namens ...

... „Garten Freede“, ein buntes Happening entstanden aus der Band „Die Freedes“. Ein Mix aus guten Konzerten, Jam-Sessions und leckerem Essen von der „Wohnküche“. Da kann mensch wie im eigenen Wohnzimmer abtanzen, am Lagerfeuer sitzen, Musik machen. Und das mit supertollen und talentierten Menschen.

Wäre das Ruhrgebiet ein Song, so würde er klingen:

"Eine bunte Tüte bitte / ist doch viel grüner als ich dachte / teils grau / aber echt charmant"


Was ist dein nächstes Projekt?

Als Nächstes spiele ich mein neues Solo „GAIA-Sane again?“ in den Flottmannhallen. Es ist eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen, den Flottmannhallen und dem Theater im Pumpenhaus Münster und eine utopische Antwort auf eine pessimistische Weltlage. Darauf folgt im nächsten Jahr eine neue Produktion zum Thema „Scham“.