Frieda auf der Bühne

@shootsnapper

Frieda auf der Bühne

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Akteure im Interview

Unterwegs mit: Frieda Frost

"Pragmatismus ohne Umwege"

Die urbane Tänzerin, Tanzwissenschaftlerin und Projektorganisatorin Frieda Frost über ihre Arbeit an der Schnittstelle zwischen künstlerischer Praxis und Wissenschaft - und ihre liebsten Kulturorte im Ruhrgebiet.

Name:

Frieda Frost

Alter:

36

Geburtsort/Wohnort:

Berlin / Köln / Casablanca

Beruf:

Freiberufliche Tänzerin, Tanzwissenschaftlerin und Projektorganisatorin

Links:

Wie würdest du dich und deine Arbeit einem Alien beschreiben?

Sind wir nicht alle manchmal Aliens? Daher: ich bin freischaffende, urbane Tänzerin und promoviere zur Tanzkultur Breaking, auch als Breakdance bekannt, am Institut für Tanz und Bewegungskultur der Deutschen Sporthochschule Köln. Ich bin Factory Artist am Tanzhaus NRW mit meinem Kollektiv Nutrospektif, mit dem wir für eine Verortung und Sichtbarkeit des urbanen Tanzes im Bühnenkontext stehen, wir kreieren unter anderem, interdisziplinäre Performanceformate und Austauschplattformen für urbane Tänzer*innen. Zur Zeit arbeite ich für das Goethe-Institut Marokko im Kulturprogramm und entwickle Kulturprojekte wie zur Professionalisierung von Tänzer*innen, unterstütze oder berate lokale Kulturschaffende. Außerdem bin ich Aktivistin der HipHop-Kultur und stehe für das Empowerment von Mädchen* und Frauen*.

Was ist dein Antrieb Kunst zu schaffen?

Kreativität, Forschungsdrang und mit anderen Menschen in kommunikative Dialoge treten. Ich habe immer zu viele Ideen als Zeit und möchte allein als auch gemeinsam neue Formate, Möglichkeiten, Zugänge und Strukturen schaffen - für mich aber ganz besonders für andere Kulturschaffende. Das ist mein Antrieb.

Was liebst du generell im Ruhrgebiet am meisten?

Ich liebe es, dass das Ruhrgebiet so offen und ehrlich ist - der Stadtraum, die industriellen Gebiete, die Menschen. Es erinnert mich an meine Heimat Berlin, wo wir direkt sagen, was wir denken und nichts beschönigen. Manchmal werden wir Berliner dafür als unfreundlich oder schroff angesehen, aber eigentlich ist es nur eine offene Ehrlichkeit. Genau dies finde ich im Ruhrgebiet wieder. Dieser Pragmatismus ohne Umwege ist sehr erfrischend.

Drei Plätze im Ruhrgebiet, die du Besucher*innen auf jeden Fall zeigst:

Eins: PACT Zollverein - die Verbindung von industriellem Kulturerbe und kulturellem Schaffen inspiriert mich immer wieder! Zwei: Eines der kleinen Cafés in Bochum, die versteckt liegen und dazu einladen, sich mit einer Tasse Kaffee in ein gemütliches Ambiente zu setzen, sich zu unterhalten, auf den Einlass einer Theatervorstellung zu warten oder noch schnell ein wenig Office-Arbeit zu erledigen. Drei: es gibt so viele weitere Orte, die ich gerne besuche, wie die Flottmannhallen in Herne, den Ringlokschuppen Ruhr oder das Theater im Depot in Dortmund... mein Besuch hätte also einiges zu tun :)

Was macht die Kunst- und Kulturszene hier so besonders?

Die Vernetzung zwischen den Städten, die vielen kulturellen Angebote und Möglichkeiten aber auch die Selbstständigkeit und Tatendrang der Kulturschaffenden. Viele packen das an, was ihnen fehlt und kreieren sich ihre eigenen Orte und Strukturen.

An welchen Orten fühlt man hier die Metropole der Künste?

Eigentlich in all den Kunst- und Kulturinstitutionen, die ich schon benannt habe, aber besonders, wenn es interdisziplinäre Kunst- und Kulturprojekte sind, die umgesetzt werden oder auch eines der vielen Festivals wie die Extraschicht, Ruhrtriennale, RuhrGames oder das Pottporus Festival.

Wo/Wann hattest du dein schönstes Kulturerlebnis?

Nach der Premiere des ersten, mit meinem Kollektiv selbstkreierten Tanztheaterstückes in den Flottmannhallen Herne im Rahmen des Pottporus Festivals, als wir nach dem Stück mit unseren Gäst*innen zusammen saßen und über unsere Arbeit scherzten, reflektierten und über die Zukunft nachdachten.

Wo gehst du gerne essen & trinken?

Überall da, wo es gute vegetarische Gerichte und nicht-alkoholische Getränke gibt (;

Die besten Partys gibt es im…

Ich habe keinen präferierten Ort, denn es geht um die Leute: Die besten Partys gibt es nach der Premiere gemeinsam mit den Künstler*innen! Wir hatten da mal vor gut zehn Jahren eine großartige Party im Schauspielhaus Bochum.

Wäre das Ruhrgebiet ein Song, so würde er klingen:

Hm, auf jeden Fall nach einem rotzigen deutschen Rapsong.

Was ist dein nächstes Projekt?

Moving concrete - Festival for Urban Dance Art im Tanzhaus NRW im Rahmen der Factory Artists mit meinem Kollektiv Nutrospektif, die Planung des Konzeptevents "Street vs. Stage" in Marokko mit Nutrospektif, dem MichaelDouglas-Kollektiv und dem Goethe-Institut Marokko sowie das Schreiben von verschiedenen Buchbeiträgen und Artikeln zu der urbanen Tanzkultur Breaking.