Digitale Künste

Foto: Sven Lorenz / Stiftung Zollverein

Digitale Künste

Foto: Sven Lorenz / Stiftung Zollverein

Das neue Digitalfestival NEW NOW in Essen

"Heute werden auf Zollverein Ideen gefördert"

Wie können Menschen, Natur und Technik im Einklang zusammen leben? Das Festival NEW NOW schafft einen hybriden und partizipatorischen Raum, um dieser Frage durch Digitale Kunst nachzugehen und wird dabei selbst zur lebendigen Skulptur.

Vom 27. August bis 03. Oktober dieses Jahres findet erstmalig das Festival für Digitale Künste NEW NOW auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein statt. Fünf Wochen lang verwandelt sich die Mischanlage der Kokerei Zollverein in ein offenes Produktionszentrum sowie Ausstellungs- und Diskussionsraum für Digitale Künste. In dieser Zeit werden sich zehn internationale Residenzkünstler*innen mit Virtual Reality, Videoarbeiten, 3D- Skulpturen und weiteren (digitalen) Ausdrucksformen mit der Frage auseinandersetzen, wie neue Möglichkeiten des menschlichen Zusammenlebens im Einklang mit Technik und Natur aussehen können – auch mit Blick auf das postindustrielle Erbe des Ruhrgebiets. Die Öffentlichkeit kann in Workshops, Talks und Performances vor Ort und digital am künstlerischen Prozess teilhaben. Am 18. und 19. September werden die genannten Fragen in einer interdisziplinären Konferenz mit dem Titel “Another World Is Possible” diskutiert. In den letzten zwei Festivalwochen vom 18. September bis 3. Oktober findet außerdem eine Ausstellung der entstandenen Arbeiten statt.

Der Standort Zollverein bietet mehr als bloß Wände für das Festival. Er ist auch metaphorisch zu verstehen, erklärt Jasmin Grimm, die Künstlerische Leiterin von NEW NOW und der Stiftung Zollverein mit Schwerpunkt auf Digitale Künste: “Früher wurde auf Zollverein Kohle gefördert, heute sind es Ideen. Wir führen diesen Gedanken fort: Wir befinden uns an einem Ort, den man als Katalysator der Moderne bezeichnen kann. Elektrizität und Automatisierung sind Schlüsselphänomene, ohne die Digitalität und somit auch Digitale Künste nicht vorstellbar wären. Da ist es unvermeidlich, Verbindungen zwischen der Geschichte und der neuen Gegenwart des Standorts zu schaffen.”

Die Frage nach Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft spiegelt sich auch im Namen des Festivals wieder. NEW NOW vermeidet mit dem Titel bewusst eine Verankerung in der Zukunft. Schließlich werden Themen wie Klimawandel und Pandemie mitverhandelt und diese sind bereits heute akut, so Grimm. “Wir wollen den Fokus auf die Gestaltung der Gegenwart legen und die Verantwortung dafür nicht einfach auf morgen vertagen.” NEW NOW ist als Ort der Möglichkeiten zu verstehen. Er spannt sich zwischen Utopien und Dystopien und strebt eine kreative und experimentelle Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen, subjektiven Wirklichkeit an

Das Festival ist ein Hybrid: Es bespielt Zollverein nicht nur als physischen Standort, sondern auch als virtuellen Raum. Die virtuelle, interaktive Plattform “ZECHE” ermöglicht, das Festival auch weit weg von Essen live mitzuverfolgen und mit anderen in Kontakt zu treten. Teilnehmer*innen sind ausdrücklich dazu eingeladen, sich mit ihren Reaktionen und Ideen aktiv in das Festival einzubringen, sodass die künstlerischen Arbeiten über die Zeit geformt und im Austausch stetig weiterentwickelt werden.

Auch der internationale Austausch kommt nicht zu kurz: Das koreanische Künstlerduo Kimchi und Chips aus Seoul entwickelt für NEW NOW eine neue Installation. In den letzten zwei Festivalwochen wird am Himmel über Zollverein ein zweiter Mond erscheinen – mit Laserprojektoren gezeichnet und von Sonnenenergie gespeist. Als digitales Monument zelebriert „Another Moon“ das Ende der Kohle-Ära und wird nachts bei klarem Himmel von ganz Essen aus zu sehen sein.Für audiovisuelle Performance-Nights kooperiert NEW NOW außerdem mit dem kanadischen MUTEK-Festival.

Festivals und Ausstellung stellen oft das fertige Kunstwerk ins Zentrum des Geschehens. NEW NOW wählt einen anderen Ansatz und blickt hinter die Kulissen. Der Fokus liegt auf dem Entstehungsprozess von künstlerischen Arbeiten. “Wir betonen ganz bewusst den Produktionsprozess, weshalb wir das Festival auch als ,Living Sculpture‘, also als eine lebendige Skulptur, verstehen, an deren Entstehung unterschiedliche Akteur*innen mitwirken. In den ersten drei Wochen des Festivals findet die Kunstproduktion statt, in den zwei Wochen danach folgt die Ausstellung”, erklärt Jasmin Grimm.

NEW NOW findet vom 27. August bis 3. Oktober 2021 statt und ist ein Projekt der Stiftung Zollverein. Das Festival für Digitale Künste wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und ist Teil der Initiative „Neue Künste Ruhr“. Mehr zu NEW NOW gibt es hier.